Offizielles Training und Processing
Heute trafen wir lange vor unserem Processingtermin gegen halb zehn
am Flugplatz ein, es gab schließlich noch etwas zu testen. Und
es gibt Positives zu berichten: Rößlers Setup scheint zu
laufen, einzig die Anzahl der benötigten Einweg-Akkus könnte
ein Problem werden. Es gibt hier kaum einen WM-Teilnehmer, dem Christian
kein Bauteil schuldet, sei es nun ein Empfänger, Regler oder Akkus.
Ansonsten haben wir insbesondere mit Team USA jede Menge Spaß,
die jeden Abend versuchen, uns größere Mengen Bier einzuflößen.
Sie wollen auch einmal eine echte WM-Chance haben. Der
Mayr Clan hat im letzten Flug noch ein neues Modell aus
dem Wohnwagen gezogen. Im Vorwettbewerb haben sie es
nicht geflogen, ein wirklich genialer Schachzug: Es bestünde ja
die Möglichkeit,
dass jemand eine Fräsmaschine
dabei hat und das Modell schnell noch nachbauen könnte! Die besonderen
Merkmale sind: Eine Flächenanformung, die eine
sehr große Flügelfläche ergibt, so dass ein 7 Zellen
Setup kein Gewichtsproblem darstellt. Ansonsten ist der
Rumpf sehr schlank. Er läuft vorne sogar so
schlank zu, dass kein Spinner mehr vorhanden ist. Dies
erfordert natürlich
auch eine sehr lange Wellenverlängerung. Wir werden versuchen,
davon ein Foto zu erhaschen.
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Das ist Sanka 2. Der sieht
wenigstens vertrauenserweckend aus! Da die Jungs
nichts von Toten erwähnt haben, gehen wir davon
aus, dass der im Schatten liegende Sanitäter untot
ist. |
Markus testete währenddessen wirklich alle Eventualitäten.
Er testete sogar, ob er seinen „ariane
P6V“ mit den „Avionik D-05“ Senderprogramm fliegen
kann - unfreiwillig versteht sich. Es funktionierte ohne
Nachtrimmen! Wir fragen uns seitdem: Wie kann ein Mensch
seine Servos nur so exakt einbauen? Markus kann das offensichtlich.
Wie wir in einem kleinen Geschichtsexkurs von Robby Robrecht lernten,
war das "Pitesti Airfield" früher ein Deutscher Me-109
Stützpunkt,
zu dessen Aufgabe die Luftraumüberwachung zum Schutze der nahe
liegenden Ölraffinerien gehörte. Wie man auf
dem Foto hier sehr schön sieht, sind die Raffinerien
auch heute noch in Betrieb, natürlich modernisiert vesteht
sich.
Processing
Um 16 Uhr waren wir dann fast pünktlich mit dem Processing
unserer Modelle dran. Wie entscheidend das Processing
für das spätere Aussehen eines Sportgerätes sein
kann, sieht man an folgendem Bild.
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Antti Saikkonens "Batleth" Flügel
mit "Mekleth" Applikation. Dieser goldfarben
lackierte Anbau dient nur dazu, die Gesamtfläche
(Flügel+Hlw.) zu vergrößern, aerodynamisch
ist das natürlich nicht ideal. So kann man bei Übergewicht
die Flächenbelastung unter die vom Reglement geforderten
65,00g/dm² drücken. |
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Links im Bild Guntmar
Rüb (F5B) und Wolfgang Schulz (TM vom F5B Team) bei
der Flächenvermessung mit dem Planimeter. |
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Viel beachtet: Hier die
Rümpfe des neuen F5B Modells von Guntmar Rüb. Warum
das so ist, sieht man erst... |
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...in der Draufsicht!
Der Rumpf ist nur 1 Akkuzelle breit. Sinn der Maßnahme?
Interferenzwiderstand zwischen Rumpf und Flügel reduzieren.
Der Motorkopf sieht aus wie ein Zäpfchen, ist hier
noch unter dem "Rumpfkondom" versteckt. |
Die Modelle wurden beim Processing so großzügig
vermessen, dass die Mayrs sich den Aufwand mit dem neuen
Modell hätten
sparen können. Plötzlich
passen sogar in einen "Avionik D-05" 7 Zellen rein! Nach
deutschen Maßstäben sprengt das die Möglichkeiten der
Physik. Man konnte sich fast wünschen, wieviel Flügelfläche
man gerne hätte. Die Messungen waren nicht sonderlich exakt. Beim
Abzeichnen des Flügelumrisses ergibt sich ein merklicher Zuwachs
an Fläche infolge der Stiftbreite. Die erfahrenen WM-Teilnehmer
wissen aber, dass es auch schon Processings gab, bei
denen sehr "klein" gemessen
wurde, so etwas weiß man nie
im Voraus.
Auf jeden Fall haben wir es überstanden,
alle unsere Flieger liegen im regulären Bereich, was sehr erfreulich
ist!
Inzwischen gab es auch endlich eine Ergebnisliste für
den Pitesti-Cup. Bemerkenswert ist das Abschneiden unseres
TM Ralf. Da er im normalen Leben lieber F5D-Limited fliegt,
wollte er für
den "Pitesti Cup" sein altes Setup von 2004 verwenden.
Der alte 70A Regler kam allerdings mit den Temperaturen
nicht klar, so dass er sich einen B40 10L lieh. Das Setup
war kaum schneller als ein Limited, so dass die Umstellung
nicht groß war. Mit diesem Modell
unter die Top10 zu kommen, zeigt, wie (wenig) ernst
die meisten WM-Teilnehmer den offenen Wettbewerb nehmen.
Die Eröffnungsfeier
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Wir sind "Germania": links
unsere F5D Pyloniken (Marcel, Markus und der Rest
versteckt sich), rechts unser deutsches F5B Team
(Heiko, Guntmar, Wolfgang). |
Die Eröffnungsfeier begann mit einer kurzen Fotosession,
von der wir natürlich mangels Fotograf keine Bilder
haben. Anschließend
gab es die obligatorischen Begrüßungsansprachen und Hymnen.
Zum Abschluß zeigte der ortsansässige Aeroclub, auf dessen Flugplatz
wir zu Gast sind, ein kleines Flight Display. Die Rumänen fliegen ähnlich
schmerzfrei, wie sie Auto fahren. Die beiden Zlins und
eine Wilga starteten und landeten auf einem kleinen Streifen
zwischen der F5B Strecke, dem Pylonkurs und den Zuschauern.
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Das Dunkle im Gras ist
kein Dreck vor der Linse, sondern der Schatten. |
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Ab durch die Mitte! Mehr
Platz brauchen nur Feiglinge. |
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Diese WM-Eröffnungsfeier
hatte ihren ganz eigenen Charme. Danke für diese tolle
Show! |
Der letzte Trimmflug
Anschließend wollte Christan noch einen kurzen Trimmflug mit
dem C-Modell machen. Der berühmte letzte Flug am Abend. Der Akku
zog von Anfang an nicht richtig, nach ca 5 Runden war das Modell getrimmt,
Christian stellte den Motor ab und zog noch. Kurz darauf gab es einen
Knall, eine riesige Rauchwolke und das Modell flog in steilen Kreisen
ohne Steuerreaktion nach unten. Nach einigen Minuten Sucherei, unzähligen
Mückenstichen und blutigen Beinen vom Gestrüpp, fand Ralf
das Modell direkt neben einen halb verwesten Pferd. Wie lange kann eine
Pechsträhne andauern?
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Der Rumpf aus dem Perger
Märchenwald hat es nun endgültig hinter
sich. |
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Ohoh!!! Die Schmauchspuren
links und rechts am Flügel lassen Böses erahnen. |
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Auweia! |
Derselbe Rumpf wollte damals schon in den Perger Märchenwald
flüchten, jetzt hat er es endgültig hinter
sich und darf beim Schrott ruhen.
Wir vermuten, Team USA hat eine gute Voodoo-Hexe in
New Orleans sitzen, die ab und zu mit einer Nadel in
eine Batleth-Puppe piekst. Nein, im Ernst: Das US-amerikanische
Team ist wirklich zu guten Freunden geworden.
Es wäre
das allerletzte, was sie uns wünschen würden. Sie
haben Christian einen ihrer Hochleistungsregler geliehen,
denn wir hatten sie ja zuvor mit niederohmigen Hochstromsteckern
versorgt, weil in den USA keine mehr lieferbar waren.
Eine Hand wäscht die andere, es herrscht ein freundschaftliches
Miteinander, trotz der Konkurrenz bei einer WM.
Um diesen definitiv zu heißen und nicht gerade
motivierenden Tag noch die Krone aufzusetzten, gab es
nach der Ankunft im Hotel kein Wasser zum Duschen. Hilfe,
wir sind WM-Teilnehmer – holt uns hier raus!
Euer Ralf, Christian, Marcel und Markus
DAeC F5D Nationalmannschaft
Stand:
21. August 2006 16:37 CET/UTC+2 |
Was zum Henker ist
ein Planimeter?
Hier kann man sehen, wie in Rumänien beim Processing
die Flügelfläche vermessen wird:
In York wurden dezidiert 5 Messpunkte verwendet und
zu dem Ergebnis der von den Sekanten umschlossenen Fläche
wurden 2% hinzuaddiert. Sekanten schneiden ja immer Fläche
ab, daher ist die reale Fläche immer größer
als die Fläche der Sekanten. Die CNC gefrästen
runden Flügel verursachen hier wirklich einige Probleme.
In Rumänien nun wird der Umriss des Flügels
auf Papier abgezeichnet und mit einem digitalen Planimeter
vermessen, siehe Mike's Foto. Bei Wikipedia gibt es eine
grobe Erklärung, wie ein Planimeter funktioniert: Planimeter.
Wie schon vermutet, werden heute noch nicht einmal alle
Modelle processt. Nur das A-Modell wird vermessen, B-
und C-Modell (nur beim Pylon 3 Modelle, F5B 2 Modelle)
werden nicht vermessen. Falls mal ein B- oder C-Modell
zum Einsatz kommt, kann die Nachprüfung eine knifflige
Angelegenheit werden, denn die Modelle weichen doch leicht
voneinander ab. Hat man beim B-Modell die Endleiste versehentlich
0,5mm zu kurz geschliffen, fehlen einem bei einem Pylonrennmodell
bereits 0,068dm² Fläche oder umgerechnet 4,4g
Gewicht. Bei einer typischen Toleranz von 1000-1020g
zwischen Mindestgewicht und maximaler Flächenbelastung
muss man schon mittendrin liegen, dass so ein kleiner
Baufehler und auch möglicher Messfehler kein Problem
darstellt. Das Reglement sieht in solchen Fällen
eine einzige mögliche Wiederholungsmessung vor,
das größere der beiden Ergebnisse ist zu verwenden.
Da kann man dann nur noch beten!
Dieses Verfahren des A-Modell Processings wird sicher
noch während der laufenden WM für einigen Wirbel
sorgen. Hoffen wir mal, dass es für die Teilnehmer
nicht zu einem bösen Erwachen wird. Wer mit nicht
regelkonformen Modell erwischt wird, bekommt ein Streichresultat
für die Runde, in der das nach dem Flug festgestellt
wird. Im Modellflugsport werden Runden (Durchgänge)
stets als abgeschlossene Einheiten verstanden, das heißt
man kann nur für den Regelverstoß innerhalb
einer Runde bestraft werden, egal ob man in den Runden
zuvor ebenfalls regelwidrig unterwegs war oder nicht.
Nun aber Schluss mit Regelkunde - für heute jedenfalls!
;-)
Euer Presseordinariat
Stand:
20. August 2006 16:02 CET/UTC+2 |
Editorial: WM Eröffnungstag
Der heutige Sonntag ist der WM Eröffnungstag. Für
die Jungs ist heute im Gegensatz zu uns richtig Stress
angesagt, das "Processing" steht
an. Die Modelle werden hierbei "homologiert",
wie es die Sportjuristen nennen. Am Ende erhält
man für jedes seiner 3 Modelle
ein Modell-Zertifikat und ist glücklich.
Wie das im Einzelnen abläuft, haben wir bei der
letzten Weltmeisterschaft 2004 in York/Großbritannien
ausführlich
dokumentiert und beschrieben: Processing
WM 2004 York/GBR.
Was ist daran stressig? Man geht hin, holt sich sein
Zertifikat und fertig. Irrtum, so einfach ist es nicht.
Die Modelle werden einzeln nach Fläche und Gewicht
vermessen und erst nach erfolgreicher Prüfung wird das
FAI-Zertifikat ausgestellt. Theoretisch könnte man
sich das Modell-Zertifikat vom eigenen Verband ausstellen
lassen (bei uns der DAeC), aber die Flächenmessmethoden
sind im Reglement nicht genau festgelegt. So weichen
die Messmethoden und -ergebnisse von Veranstaltung zu
Veranstaltung voneinander ab. Daher ist das gemeinsame
Processing aller Modelle ein übliches Ritual bei
den Elektroflug Weltmeisterschaften, denn niemand will
aufgrund eines abweichenden Messergebnisses später
disqualifiziert werden. Das Modell erhält an alle
abnehmbaren Teile einen ca. 10mm großen Aufkleber,
der mit der Modellnummer beschriftet ist (z.B.: A, B,
C), den FAI Aufkleber mit der FAI-Lizenz Nummer und eben
das Modell-Zertifikat, ein Faltblatt mit den Modelldaten,
Stempel und Unterschrift.
Dadurch,
dass die Modelle absolut am Limit gebaut sind, liegen
zwischen 1000g Mindestgewicht und Überschreiten der zulässigen
Flächenbelastung von 65g/dm² oft nur wenige Gramm. Es
wird also den einen oder anderen treffen, der seine Fläche
mit Kunststoffolien wird vergrößern müssen wird und andere,
die noch Blei zulegen müssen. Das größte Risiko besteht
während einer WM darin, dass man einen Akku verwendet,
der vom Rest der Charge gewichtsmäßig abweicht. Die Akkus
sind nicht Bestandteil des Processings, so dass man
eine Menge Gelegenheiten hat, nachträglich doch noch
gegen das Reglement zu verstoßen. Es wird ausgelost,
aber jeder Teilnehmer durchläuft mindestens einmal die
technische Nachprüfung während des laufenden Wettbewerbs.
Und man weiß nie, wann das sein wird. Diese Liste ist
das bestgehütete Geheimnis des Veranstalters einer Weltmeisterschaft.
Nebenbei findet heute natürlich auch noch die Eröffnungsfeier
mit den Honoratioren der Stadt Pitesti und der FAI statt,
dieses ganze Brimborium mit Flaggen hissen und sonstigem
Firlefanz. Ja, das gehört dazu und es ist gut so.
Auch wenn die meisten unter den alten Hasen diese Eröffnungsfeiern
samt Protokoll längst auswendig
kennen, ist es doch immer wieder etwas Besonderes. Wir
warten gespannt auf die Ergebnisse des Processings.
Euer Presseordinariat
Stand:
20. August 2006 06:14 CET/UTC+2 |
Letztes Update: 22. August 2006 07:20 CET/UTC+2
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