Alles zu früh...
Der Morgen begann mit Frühstück um halb sieben
unten im Essensraum unseres Hauses. Abfahrt war um 07:00
wegen der Senderabgabe angesetzt und das klappte auch vorzüglich.
Beide Sprinter setzten sich Richtung "York Racecourse"
in Bewegung. Der Pylonwettbewerb startete zwar erst gegen
Mittag, aber am ersten Wettbewerbstag ist einfach vieles
noch im Unklaren und jeder bereitet sich umso ausführlicher
vor, damit ja nichts schiefgeht. Alle sehen noch etwas
müde aus. Ob es die Feudelplan-Diskussion vom Vorabend
war? Wohl kaum. Hoffentlich überträgt sich die Müdigkeit
der Piloten nicht auch auf die Akkupacks! Wenn die GP2200
nachher genauso müde sein sollten, sieht es zappenduster
aus für unsere Piloten.
Unsere Familienkutsche vorne vertraute der örtlichen
Beschilderung, während wir ein ungutes Gefühl
hatten und es lieber mit der Karte gehalten hätten
- die lag aber vorne. Irgendwie war uns noch dieser Hinweis
aus der Anfahrtsbeschreibung "do not follow Race Course" im
Gedächtnis hängen geblieben. Die wissen hoffentlich,
was sie tun. Also hinterher gefahren - und im Stau gestanden.
Wir haben uns geschworen, die Karte im nächsten unbeobachten
Moment wieder in unseren Sprinter zu schaffen. Was wohl
der Stau hier soll? Bestimmt ist hier richtig was los!
Zuschauer ohne Ende. Wir hätten gar nicht gedacht,
dass die WM hier solche Zuschauermassen anziehen würde!
Der F5B Wettbewerb begann planungsgemäß und
ohne uns, aber wir sind ja "D" wie Dora und daher
blieb das ein Schönheitsfehler, der niemanden weiter
interessierte.
Ein
erstes Foto früh am morgen durchs Pilotenlager.
Noch nicht viel los, aber der F5B Wettbewerb hat bereits
begonnen und die leeren Plätze sind die der Pylonpiloten.
Der Himmel ist noch mit Dunst und Wolken überzogen,
später sollte das Wetter aufklaren und ein schöner
sonniger Tag werden. |
We Will Win The Race - Aber wollen wir das überhaupt?
Die WM-Piloten sind sich einig, es gibt ein ungeschriebenes
Gesetz: Wer den Vorwettbewerb gewinnt, verliert die WM!
Also muss mindestens in Runde 1 ein Streicher her, denn
sonst kommt man irgendwie noch auf dumme Gedanken, entwickelt
Ehrgeiz an der falschen Stelle und gewinnt versehentlich
den Vorwettbewerb. Das darf nicht passieren, also dürfen
nur Zutaten in die Modelle hinein, die so in dieser Kombination
noch nie erprobt wurden. Wenn der Pilot schon nicht versagt,
muss wenigstens die Technik eine Chance auf einen 300er
eröffnen.
Einzig David Dzida, der WM-Helfer von Markus
Wanner und Klaus Brettner, unser Team-Manager durften
daher auf Angriff fliegen, der Rest würde sich entweder
mit 5 Cuts um den Kurs schwindeln oder irgendwelche technischen
Ausfälle simulieren, wenn nicht sogar welche provozieren.
Ansonsten greift Plan B: Ausfälle in Runde 2 oder
3 müssen dann
ersatzweise her, die Prophezeiung schlägt sonst
zu und die Weltmeisterschaft ist verloren, noch bevor
sie begonnen hat...
<editiorial="piloten" align="_aberglaube?">
Jetzt mal ganz unter
uns gesagt: Die spinnen doch die Piloten - oder? Der
letzte Absatz ist kein Hirngespinst meinerseits, sondern
ein Extrakt diverser Diskussionen an diesem
Morgen. Ich glaube ja fast, das ist sowas wie Feindflugfieber
bei unseren Jungs. Wird sind ja in Engeland,
dazu noch auf historischem Boden. Sich erstmal unterirdisch
reden und dann dem Rest der Welt zeigen, was eine Harke
ist! Am Pylon von hinten durch die Konkurrenz durchfliegen,
weil oben herum überholen zu weit wäre.
Diese
Modelle sind vor der WM-Prophezeiung gefeit, denn es
sind David Dzidas Modelle. Er darf voll auf Angriff
fliegen, der Rest bemüht sich mit allen Tricks
um Streichresultate. Nur ja nicht den Vorwettbewerb
gewinnen! |
Anders
herum habe ich den Verdacht, sie wollen wirklich ernst
machen: sie setzen reihenweise Technik ein, die sie so
in dieser Zusammenstellung vorher noch nie geflogen haben.
So etwas macht kein erfahrener Wettbewerbspilot, wenn er
gewinnen will, im Leben nicht. Außer er zieht so
eine
"Sekt oder Selters" Nummer durch: Im letzten
Flug alles geben oder mit wehenden Fahnen untergehen. Aber
hier, im Vorwettbewerb? Niemals, nicht in Runde
1. Die wollen wirklich nicht gewinnen, man fasst es kaum.
Ob das die US-Boys wissen?
Beim Pylon kann der Pilot nicht am Pylon
kratzen, wie Seeleute früher am Mast, damit Wind aufkommt.
Wie will man aber dann sicher sein, dass die Akkus richtig
gut sind? Man muss einfach mit
der Kraft eines vierblättrigen
Kleeblatts laden! Dirks Akkus
gingen richtig gut. Ob das wohl gut geht -
mit dem Nicht-Sieg beim Vorwettbewerb? Man soll ja nichts
beschreien...
</editiorial>
Wer hätte
je gedacht, dass diese Weltmeisterschaft solche Zuschauermassen
anziehen könnte? Wie sich das wohl herum gesprochen
haben mag? |
F5D Open Competition
Die "F5D Open"
beginnen! Startvorbereitung Gruppe 1, von links:
Stefan Fraundorfer, Peter Meisinger (AUT), Dirk Belting,
Jens Bartels (GER), Gary Freeman und Travis Flynn (USA). |
Preliminary Results Round 1
Hier nun die vorläufigen Ergebnisse
der ersten Runde des offenen F5D Wettbewerbs auf dieser
Weltmeisterschaft. Das sieht auf den ersten Blick leicht
kryptisch aus, aber wir flöhen das schnell mal auseinander:
In der linken Spalte ist Runde und Lauf eines jeden Piloten
im Format 00:00 angegeben. Hier kann man sehen, dass
dieses die Ergebnisse der 1. Runde sind (01). Für Dirk
Belting heißt 01:05 also Runde (Durchgang) 1, Lauf 5
und da kein Stern dran ist, hatte er keinen Cut. Eine
Runde mit einem * dran heißt mindestens 1 Cut (10% Zeitaufschlag)
oder mehr Cuts, allerdings steht in letztgenanntem Fall
dann unter "Time" eine 300s Wertung: disqualifiziert
wegen zu vieler Cuts! Der Pilot muss nach zwei Cuts das
Rennen vorzeitig beenden und den Kurs verlassen. Die
Folge ist in jedem Fall eine 300er Maximalwertung, auch
wenn er das Rennen regelwidrig beenden sollte. Wenn
ein Pilot am Start nicht erscheint (DNS) oder das Rennen
wegen technischer Probleme nicht beenden kann (DNF) gibt
es die 300er Wertung. Dieses wird in der Ergebnisliste
allerdings nicht unterschieden, hier ist dann nur eine
"300" zu lesen.
Manchmal machen die offiziellen Wettbewerbshelfer auch
Fehler, sie verlieren ihr zugewiesens Modell aus den Augen
oder ein Zeitnehmer verdrückt sich an der Uhr. Dann gibt
es einen Reflight, also einen neuen Wertungsflug für den
Teilnehmer. Weil der betreffende Pilot für einen Reflight
seine Akkus laden muss, findet so ein Reflight meist 45
Minuten später statt. Natürlich passt es nicht immer in
den Ablauf des Wettbewerbs hinein, so dass manche Reflights
auch erst 2 Runden später stattfinden. Ein noch ausstehender
Reflight ist mit einem kleinen "r" gekennzeichnet, ein
erfolgreich beendeter mit einem großen "R". Alles klar?
Dann hier die erste offizielle Liste des Offenen F5D Wettbewerbs
zur Weltmeisterschaft:
SCORE (F5D/F3D/C20/Q500) v 1.4 Copyright (C) 1997-2004
A.J.W. Koot Class : F5D Type : Selection
Event : OPENWC04 Date : 07Aug2004 17:35
PRELIMINARY RESULTS 1st ROUND
Place
|
Rd:Heat |
No. |
Pilot |
Time [s]
|
1
|
01:05 |
84
|
BELTING |
70,86 |
2
|
01:01 |
87
|
TRAVIS |
72,22 |
3
|
01:10 |
71
|
FRAUNDORFER |
73,60 |
4
|
01:08 |
TM
|
FREEMAN |
76,07 |
5
|
01:01 |
70
|
MEISINGER |
76,46 |
6
|
*01:05 |
88
|
KANE |
80,11 |
7
|
01:06 |
74
|
ANDRASSAY |
80,85 |
8
|
*01:11 |
89
|
PETERSON |
81,74 |
9
|
01:09 |
82
|
LECLERC |
82,23 |
10
|
01:04 |
72
|
MAYR D. |
82,61 |
11
|
01:06 |
81
|
BROUQ. GUILL. |
85,63 |
12
|
01:04 |
73
|
MAES |
86,57 |
13
|
01:04 |
98
|
FEE |
86,57 |
14
|
01:03 |
TM
|
BROUQIERES GUY |
87,82 |
15
|
*01:02 |
97
|
ASHLEY-ROCHE |
98,96 |
16
|
*01:07 |
90
|
MAYR G. |
107,84 |
17
|
*01:11 |
TM
|
GODON |
111,04 |
18
|
01:05 |
96
|
VANDERVELDEN |
122,21 |
19
|
01:01 |
83
|
BARTELS |
300 |
20
|
01:02 |
76
|
THANNHAUSER |
300 |
21
|
01:03 |
93
|
DZIDA |
300 |
22
|
01:03 |
79
|
MANNERBERG |
300 |
23
|
01:06 |
77
|
PIETINEN |
300 |
24
|
*01:07 |
85
|
WANNER |
300 |
25
|
01:08 |
95
|
STEWART |
300 |
26
|
01:08 |
75
|
SAWERS |
300 |
27
|
01:09 |
78
|
SAIKKONEN |
300 |
28
|
*01:09 |
86
|
WESTWAL |
300 |
29
|
01:10 |
100
|
JENNINGS |
300r |
30
|
01:10 |
92
|
BRETTNER |
300r |
31
|
01:11 |
94
|
CURRAN |
300 |
- = skipped * = cuts r = request
refl. R = refl. done
Doppelt
hält besser! Das ordnungsgemäß festgetapte
Querruder von Jens Nyamuk.
So flattert da nichts! |
|
Die Akkus schlagen
zurück!
Wenn man diese Liste überfliegt,
fallen die ungewöhnlich vielen 300er Wertungen vom Deutschen
Team sofort ins Auge. Jens musste seinen Flug wegen flatternder
Querruder bei der 3. Umrundung des Kurses abbrechen. Sein "Nyamuk" flog
mit den 9x GP2200 einfach verdammt schnell - zu schnell
für
die Querruder! Das richtige Festkleben der äußeren
Ruderenden des Querruders am Flügel wäre die
Lösung gewesen, er hatte nur oben einen Tapestreifen
draufgeklebt. Also merken: Der Tapestreifen muss richtig
um die Endleiste herumgeklebt werden. Aber
das hilft Jens nun nicht mehr: 300 Punkte! Er wollte eigentlich
auf das Abtapen verzichten, weil er beim "Nyamuk" mit
Snap-Flap fliegt, also mit zum Höhenruder beigemixter
Wölbklappe.
Beide Querruder schlagen hierbei nach unten aus und bei
außen festgeklebten Querrudern geht natürlich
ein Großteil
der Snap-Flap Funktion verloren, ganz abgesehen von der
etwas deformierten Auftriebsverteilung. Aber zu hoch gepokert,
ihm wird gar keine Wahl bleiben. Mit flatternden Querrudern
kann man nicht fliegen und schon gar kein Rennen gewinnen.
Ob David Dzida in Heat 3 die Scharte auswetzen kann?
David flog sehr schnell, sein "Avionik D-99mod" raste
wie wild die ersten beiden Runden um den Kurs, dass es
eine wahre Freude war. Hier ging es um den Sieg im Vorwettbewerb!
Auf dem Weg zum Spitzpylon dann verkotzte sich irgendwas
- jedenfalls klang es so - und die Luftschraube drehte
nurmehr langsam im Luftstrom. Kurz darauf lief er wieder,
nur um Sekunden später wieder auszusetzen. Verdammt,
Motoraussetzer! Was wohl los ist? Aha, ein Versuch noch,
aber dann ist Schluss. Temperaturprobleme! Was lernen wir
daraus? Man sollte seine besten und stärksten Akkupacks
mindestens einmal geflogen haben, bevor man sie im Wettbewerb
fliegt. Ein starker Akkupack führt natürlich
auch zu stärkeren
Verlusten am Regler und in der Folge können Motorabschalter
wegen akuter
Überhitzung auftreten! David wurde also genau wie
Jens ein Opfer bärenstarker GP2200. So viel steht
nun fest: Die Akkus schlagen zurück!
Klaus machte
in dieser ersten Runde leider einschlägige
Erfahrungen. Es ist glücklicherweise nichts Schlimmes
passiert, aber allenthalben geisterte die ungläubige
Frage herum: "A
German Model?!" Es konnte niemand glauben, dass auch
Deutsche Modelle einschlagen können. Vermutlich irgendein
Kanalproblem, denn PCM kennt keine zitternden Servos.
Wegen dieser und anderer Sicherheitsprobleme wurde am
ersten Tag nur diese erste Runde geflogen, der Wettbewerb
wurde vorzeitig beendet.
Erstaunliche Angewohnheiten...
Die Briten
haben eine etwas eigene Auffassung, was "ihr"
Knavesmire Airfield angeht: Normalerweise gehört die
Wiese ihnen ganz allein und zwar Wochenende für Wochenende.
Das Wetter war sehr schön, also sahen es einige
RC-Hubschrauberpiloten als ihre heilige Pflicht an,
die Luft am "Knavesmire Airfield" mit Zweitaktergestank
zu verpesten, wie an jedem anderen Wochenende auch.
Sie ließen sich durch die parallel laufenden Vorwettbewerbe
auch nicht weiter stören, es war ja nach ihrer Auffassung
weit genug weg. Offensichtlich hatte ihnen niemand gesagt,
um was es hier geht. Bei Modellen mit dieser Antriebsleistung
ist "weit genug" ein relativ dehnbarer Begriff,
der im Zweifelsfall zu wenigen Sekunden oder auch Sekundenbruchteilen
zusammenschrumpfen kann. Ihre Gewohnheiten schienen ihnen
aber heilig zu sein und erst nach heftiger Intervention
des
"Security Officers" packten die Piloten ein.
Wenig später flog erneut ein RC-Heli, wieder Wettbewerbsunterbrechung: "Please
land immedetly!" Man gewöhnte sich irgendwie daran, aber der Spaß blieb
dabei etwas auf der Strecke. Aufgrund der Rechtslage, dass
zwar das Infield des "York Racecourse" von der
Stadt für die Zeit der WM gemietet worden war, nicht
aber die außen anschließenden Grünflächen,
konnte man natürlich
dort kein Hausrecht ausüben. Eine etwas unschöne
Situation, die aber am nächsten Morgen geklärt
sein sollte, versprachen die Veranstalter.
Prima, dann können wir ja
am Sonntag richtig loslegen! Auf
dem ansonsten sehr weitläufigen Gelände machte
das Fliegen nämlich richtig Spaß! Ein solch
gut gepflegtes Rasengelände - von einer Wiese kann
keine Rede sein - kann kaum ein Golfplatz für sich
beanspruchen, von einem Modellflugplatz reden wir erst
gar nicht! Also wenn das Sonntagmorgen alles so klappt,
wie vorgesehen, wird das ein richtig guter
Wettbewerb! Der Samstag war aber noch nicht zu Ende, es
war noch Zeit für das Processing.
Processing - Was ist das?
Um was geht es beim "Processing"?
Die Pylon-Fluggeräte
müssen den
Regeln der FAI der Klasse F5D entsprechen, die unter anderem
derzeit lauten:
- maximal 75,0g/dm² Gesamtflächenbelastung
(Flügelfläche+Hlw.)
- Kein Mindestgewicht
- 425g maximales Akkugewicht
- ... mehr siehe F5D
Reglement!
Ein Blick
in die Runde der Wartenden. Das Processing eines einzelnen
Modells dauert derzeit knapp 30 Minuten. Bei 3 Modellen
je Teilnehmer kann sich jeder die Wartezeiten ausrechnen! |
Technik am Limit
F5D Pylonflugzeuge sind leicht gebaut, weil sie ständig
sehr hohen Beschleunigungen ausgesetzt sind, bis zum 40-fachen
der Erdbeschleunigung (40G). Und da die Masse bei Beschleunigung
etwas hinderlich sein soll (hat man so gehört), sind
die Flieger auf Leichtbau optimiert, als hätte ein
Schotte die Hand am Epoxy-Topf beim Laminieren geführt.
Der Modellwiderstand ist ein zweites Thema, der ein Modell
so klein wie möglich werden lässt, bei uns etwa
1m Spannweite. Beides zusammen führt jedoch dazu,
dass die Jungs ihre Modelle so klein und leicht wie irgend
möglich planen, aber manchmal einfach einen schlechten
Tag beim Laminieren haben, zu schwere Modelle bauen oder
einfach schwerere Flugakkus haben als geplant usw. Und
damit sich niemand einen unlauteren Vorteil verschaffen
kann (Fbel. > 75g/dm²), wird vor einer WM das sogenannte „Processing“ durchgeführt:
Die Modelle werden hierbei auf 1/10 Gramm genau gewogen,
die Gesamtfläche sehr genau bestimmt. Und am Ende
bekommt jedes Modell einen Aufkleber draufgeklebt, auf
dem das maximal zulässige Startgewicht vermerkt ist. Übeschreitet
dann ein Teilnehmer während der WM bei einer stichprobenhaften Überprüfung
dieses Gewicht, so wird das Ergebnis des Fluges aus dieser
Runde annulliert und mit der Maximalpunktzahl „300“ bewertet.
Zur Erinnerung: Beim Pylon gewinnt derjenige mit der niedrigsten
Punktzahl! Bei 70er Rundenzeiten tut eine 300 wirklich
weh, so dass diese Strafe überaus wirksam ist. Jeder
Teilnehmer wird später während der WM mindestens
einmal, meist mehrfach kontrolliert, der Haken ist dabei,
dass niemand weiß wann und wo! So wird die Einhaltung
des Reglements sichergestellt.
Wenn es aber regnet, wie es hier ab Montag ausschaut (Wetterbericht
York) und die Modelle haben mehrere Stunden Zeit, die Feuchtigkeit
in sich aufzusaugen, dann steigt auch das Gesamtgewicht
etwas an. Für diejenigen, die bis auf wenige Gramm
gepokert haben, kann es unter Umständen den einen
oder anderen Streicher geben wegen Überschreitung
des maximalen Fluggewichts! Das Processing ist deswegen
sehr wichtig, wer hier zu hoch pokert, kann später
der Verlierer sein. Nun aber zu den Fotos vom Processing:
Der "Avionik
D-99mod" von Jens Bartels auf der Waage. Sergey Sobakin,
der Designer/Entwickler/Produzent dieses Modells in
Personalunion, ist auch bei der WM dabei. |
Mike Proctor, der Event-Manager, legt selbst Hand an.
Er hat eine gute Portion Humor und witzelte ständig
herum. „What do you want with this baby-model? Oh,
there is another one. Have you twins? Gratulations!“ Und
so weiter, ohne Punkt, Komma und Pause. Das Processing
mit ihm war genauso witzig, wie an Tisch 2 gähnend
langweilig. Dort hatte es was von einer Zeitmaschine, allerdings
eine, die die Zeit anhält.
Mike
beim Messen der Spannweite.
Typisch Mike: „What’s this? Are you really
sure, this will fly?“ Die Betonung liegt auf „really“.
Er würde sicher sein eisern Erspartes drauf verwetten,
dass das nicht fliegt. Mike beim Nachmessen des Höhenleitwerks.
Trockener Humor Marke Sahara.
Der
Gegentyp zu Mike: Der Schreiberling, der die Daten in das
Formblatt einträgt. Nach 10 Minuten Beobachtung
hat er sich zum ersten Mal bewegt, glaube ich jedenfalls.
Können auch 12 Minuten gewesen sein. Fast hätte
ich mein Stativ aufgebaut, um den Moment zu würdigen
und ein der Situation angemessenes Foto zu schießen.
Bewegung scheint unvornehm zu sein, Hektik völlig
inakzeptabel. Pylon müsste eigentlich Antimeterie
für ihn sein, ist es wohl auch. Aber er hat die Zahlen
dieser kranken Konstruktion regungslos notiert. Was er
darüber denkt, blieb unklar. Duldsamer Mensch und
in seiner Art irgendwie sympathisch.
Ein heimlich geschossener Schnappschuss, über den
ich mich diebisch freue. Hab den Block dem Schreiberling
in einem unbeobachteten Moment geklaut. Hat sich nicht
gerührt, daher nehme ich an, dass er es nicht bemerkt
hat. British Standards: Natürlich haben sie für
jeden üblichen Modelltyp bereits Daten und das hier
ist das Standard-Sheet für den „Avionik D-99“.
Sie messen natürlich die Punkte, aber hier wissen
sie, welchen Messpunkten in Spannweitenrichtung sie
am Besten nehmen sollten. Für die gemessenen Daten
gibt es ein hübsches
Formblatt.
Die
FAI-Offiziellen vor Ort mögen es nicht sonderlich,
wenn man ausgefüllte offizielle Unterlagen fotografiert,
daher hier das leere Formblatt von Dirk, was kurze
Zeit später vom Schreiberling ausgefüllt wurde. Oben der
Flügel mit 7 Messpunkten und unten das Höhenleitwerk mit
5 Messpunkten. Die Fläche wird über die Trapeze (Sekanten)
berechnet und am Ende mit 1,005 multipliziert (0,5% Aufschlag),
was insgesamt erstaunlich genaue Ergebnisse brachte. Die
CAD Daten der Modelle sind ja bekannt. So sieht also das
"Processing" aus und im Endeffekt geht es nur um diesen
Aufkleber auf dem Modell:
Dirks "Avionik
D-99mod" Nr.1 (A-Modell) hat 11,304dm² Gesamtfläche
und darf auf dieser Weltmeisterschaft maximal
852g wiegen. Durch die leichten GP-2200 Akkus, die
nur rund 410g auf die Waage bringen, stellt das kein
Problem dar. |
Processing – alles klar!
Unsere Piloten kamen glatt durch die Prozedur durch,
außer Jens Bartels. Jens musste seinen „Nyamuk“ zweimal
processen, weil bei der ersten Messung der Flügelfläche
4g auf sein aktuelles Startgewicht fehlten. Beim zweiten,
genaueren Messen mit mehr Stützstellen am Flügel
ergab sich dann, dass er noch 8g Reserve hat. Das Regelwerk
besagt hierzu, dass bei einem zweiten Processing der
höhere Wert beider Messungen zu nehmen ist. Damit
hat Jens Bartels nun dank der zweiten, genaueren Messung,
sein Processing erfolgreich abgeschlossen. Vielleicht
hat er ja Glück und bekommt die nervenaufreibende
Stunde Lebenszeit, die dieses zweite Processing gekostet
hat, irgendwann zurück, aber ich habe die Befürchtung,
dass das nichts wird.
Deswegen ist es nicht besonders glücklich,
dass das „Processing“ während des laufenden
Vorwettbewerbs durchgeführt wird. Es gab bereits einige
Modellverluste während der ersten Rennen zu beklagen.
Glücklicherweise hat es niemanden erwischt, der bereits
processt war. Der würde sicherlich beim anschließenden
Nachprocessen eines Ersatzmodells irgendjemanden erschlagen
und jeder Richter der Welt hätte Verständnis
dafür...
Euer F5D-Team Germany
Editorial: Kuriositäten am Rande
Es ist wieder so weit, der kritische Rückblick auf
die Ereignisse des Tages. Heute mussten zwei Editorials
sein, das Herumgeunke der Piloten war einfach jenseits
aller Kategorien. Was sind wir denn, Männer oder Memmen?
Eine Sache haben wir noch nicht endgültig geklärt: Elektroflug
ist in UK sicherlich sehr beliebt, aber zieht es wirklich
tausende von Zuschauern an, wie der Rundblick über den Parkplatz
vermuten lässt? Schön wäre es...
Markus mit
seiner kleinen neuen Plattensammlung, die er soeben
auf dem nahegelegenen Flohmarkt erstanden hat. Das
ist sein zweites großes Hobby neben dem Pylonfliegen. |
...aber leider
müssen wir euch in diesem Punkt enttäuschen!
Der Flohmarkt auf dem angrenzenden Parkplatz war der Grund
für diese vielen Autos, nicht der offene Wettbewerb. Schade
eigentlich, es wäre zu schön gewesen!
|