Der Blick aus dem aufgebauten
Pylonkurs Richtung Zuschauerraum und Hütte,
die sich zwischen den Bäumen versteckt. Eine
Gruppe hat gerade ihren Lauf beendet und befindet
sich auf dem Rückweg vom Kurs. Der quer im
Wind stehende Windsack verrät es: Es herrschte
ein kräftiger Wind! Die Richtung ist allerdings
eine Lüge, meist blies der Wind diagonal vom
Wäldchen mitten in die Startzone hinein. Nur
in ganz wenigen Fällen führte das zu Problemen,
das Gros der Modelle startete unbeirrt durch die
stark verwirbelte Luft.
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Mittagszeit ist Pylonzeit
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Die erste Gruppe bereitet sich
auf den ersten Lauf vor. Paul Schreibers Flügel
war seinen Ambitionen nicht ganz gewachsen, wie
das nächste Foto zeigt.
Diese klassische Handbewegung
braucht keine erläuternden Worte, das kann
nur die letzte Wende gewesen sein! Das "Aus"
kam für Paul leider schon im ersten Lauf. Die
Gruppe 1 bestand für den Rest des Wettbewerbes
nur noch aus Martin Schlief (rechts) und Peter Hansen.
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Nach Abschluss der Nullrunde ging es nach einer kurzen
Pause mit dem eigentlichen Wettbewerb los. Die Sonne blieb
ihren Existenznachweis immer noch schuldig, die dunklen
Wolken drohten, hielten sich aber mit weiteren Feuchtigkeitsspenden
erfreulicherweise zurück. Sie brachten dafür
etwas, was später das eine oder andere Modell das
Leben kosten sollte: zunächst noch mäßigen,
später sehr heftigen und extrem böigen Wind!
Ein Teil des Kurses verlief im Windschatten hinter dem
kleinen Wäldchen (siehe Bild rechts), wodurch der
ohnehin schon böige Wind noch böiger wurde.
Keine einfachen Bedingungen, wenn man tief und schnell
fliegen möchte!
Die Spiele können beginnen!
Die erste Gruppe bestand traditionell aus den „LiftOff
xxs“, die wie immer eine spannende und unterhaltsame
Show boten. Paul Schreiber hätte gerne etwas weniger
zum Unterhaltungswert beigetragen, sein LiftOff xxs zerlegte
sich bei einer zu engen Wende am Spitzpylon und schlug
ärgerlicherweise auf der asphaltierten Straße
auf, die parallel zum Flugplatz verläuft und für
die Zeit des Wettbewerbs natürlich für den Fahrzeugverkehr
gesperrt war. Der gute alte Dettweiler Motor ist nun endgültig
hinüber – sehr schade! Bei der Begutachtung
der Trümmer fiel auf, dass der Flügelbruch kein
Zufall war. Der Einschnitt für die Querruder und
die Ausfräsung für das Servo bilden eine gerade
Linie, was sicherlich keine besonders günstige Lösung
ist. Hier ist sicherlich Spielraum für Verbesserungen.
Nur eins steht fest: Im nächsten Jahr wird es mit
F5D-Limited
eine offizielle Klasse für das Programm geben, welches
die LiftOffxxs in dieser Saison bereits geflogen und ausführlich
erprobt haben. Jetzt aber zurück zum Wettbewerb,
denn der war spannend genug.
Die zweite Gruppe ging nach der kurzen Pause zum Einsammeln
der Trümmer mit dem für F5D typischen Speed
zu Werke. Der Sanitäter sah dem Treiben etwas verwundert
zu, so schnelle Modelle war er offensichtlich nicht gewohnt.
Nach einigen Runden hatte er sich aber daran gewöhnt
und ich konnte ihn sogar zu einem Lächeln für
die Kamera bewegen!
Der Rettungssanitäter in
seinem Wagen hatte gut lachen, denn es gab nicht
viel für ihn zu tun. So konnte er das Treiben
der ganzen Pylon-Wahnsinnigen in aller Ruhe verfolgen,
was ihm offensichtlich viel Freude bereitet hat!
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Der Rest des ersten Laufes wurde normal abgespult, lediglich
bei der Interpretation der Winksignale gab es zuweilen
noch Unklarheiten. Wie immer waren natürlich die
Winktiere schuld, weil Piloten immer Recht haben und sich
Helfer (Caller) sowieso nie irren können. Warum?
Nun, weil Helfer in der Regel zugleich auch Piloten sind...
Gut, manches Mal wurden die Cuts am Spitzpylon nicht so
abgewinkt, wie es eigentlich der Fall sein sollte, aber
die Anzahl der Cuts (in der Ergebnisliste fett gedruckt)
war in keiner Weise auffällig, bis alles in perfekter
und gut eingeübter Manier ablief. Wer einmal den
Speed der F5D Modelle gesehen hat, weiß welchen
hervorragende Arbeit die Winktiere leisten. Das Problem
scheint mehr technischer Natur zu sein: Man kann kaum
so schnell winken, wie die Modelle fliegen! Es sieht leider
ganz danach aus, als wäre langfristig die Zeit der
Winktiere gezählt. Irgendwann wird es die in F3B
oder F5B üblichen langweiligen Hupen und Lichtsignale
geben, aber bis dahin freuen wir uns an diesem archaischen
Brauch. Nur ein Buschtrommler am Spitzpylon könnte
noch archaischer sein, aber die Schallübertragung
kostet definitiv zu viel Zeit. Dann doch lieber die optische
Signalübertragung mit Flaggen - ist viel moderner
und schneller!
Die Flüstertüte vom Wettbewerbsleiter hat definitiv
etwas Unmoderndes und Undemokratisches, weil man so schlecht
dagegen anreden kann. Dennoch hat dieses Relikt aus den
Zeiten des Frontal-Unterrichts den ungemeinen Vorteil,
dass der Wettbewerbsleiter stets das letzte Wort hat!
Walter in Aktion: "Ja warum
hört mir denn hier eigentlich keiner zu?!"
Die Ansagen kamen präzise und waren stets auf
den Punkt gebracht, wenn er die Cuts von den Wertungsrichtern
an den Wendemarken abfragte. Etwas dezenter wurden
Empfehlungen per Funk an die Winktiere ausgesprochen,
wie "wink doch endlich mal richtig, dass man
es auch sieht!" Dazu muss man sagen, dass der
Job des Winktiers der Knochenjob des Wochenendes
ist. Egal was man macht, es ist aus Sicht der Piloten
eh falsch und der Muskelkater nach dem Wochenende
ist inklusive! Dieser Job verlangt richtige Männer!
Im Schutz von Biertischen lauerten
die Winktiere in Kirchdorf auf das, was da kommen
möge. Die Winktiere hatten die längsten
Wege zu den schützenden Zelten. Wenn das Rennen
wegen Regen unterbrochen wurde, was an diesem Wochenende
einige Male geschah, dann hatten sie als einzige
keine Chance, vor dem einsetzenden Schauer eines
der Zelte zu erreichen. Und diese Schauer waren
heftig, binnen Sekunden war man bis auf die Haut
klitschnass! Männer,
ihr habt wirklich einen tollen Job gemacht!!!
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War der Wind vorher nur böig, so wurde er nun heftig
böig. Gerald Coors bekam das nach dem Start nach
der Linkskurve zu spüren, als er zum Beschleunigen
mit Rückenwind ansetzte: Abriss, gerissene Rolle,
einmal, zweimal, Einschlag. Das war im 3. Lauf und mangels
Ersatzmodell konnte er nicht weiterfliegen. In der Team-Übersicht
auf Seite 1 ist er daher leider nur mit dem zerstörten
Flügel in der Hand zu sehen, anstatt mit dem Team-Foto.
Nächstes Mal müssen die Team-Fotos alle vor
dem ersten Start geschossen werden, man weiß ja
nie...
Zur Abwechslung mal wieder Regen
Nun war es aber dringend an der Zeit, dass das Wetter
zum Ende der 4. Runde zeigte, was eine Harke ist. Riesige
Regenwolken verdunkelten den Himmel und machten den Tag
zur Nacht. Mancher fühlte das Ende der Welt nahen,
Walter sah dagegen noch nicht einmal das Ende des Wertungstages
nahen. Er ließ die Jungs in der schönsten Weltuntergangs-Stimmung
starten, bis es richtig anfing zu regnen. Ob er dafür
den Winktieren eine Kiste Bier spendieren musste, war
nicht herauszubekommen, allerdings war ihr Schicksal damit
mal wieder besiegelt: Rückmarsch antreten - mitten
im schönsten spätsommerlichen Regen!
Dicke drohende Regenwolken hingen
am späten Samstagnachmittag unvermittelt wieder
über dem Flugplatz, um ihre feuchte Last über
Modelle, Piloten, Helfer, Sportzeugen und Winktiere
auszuschütten. Der Regen machte nicht einmal
vor dem Wettbewerbsleiter halt. Er bekam hin und
wieder eine ordentliche Portion Regen ab, wenn er
die Wertungskarten und Ausrüstungsgegenstände
vor dem Regen rettete. Zur Strafe für diese
Respektlosigkeit zeigte er dem Regen, was er von
ihm hielt und zog den Wettbewerb so straff durch,
dass insgesamt 9 Runden geflogen werden konnten
- trotz mehrfacher Regenunterbrechungen!!!
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Die letzte Gruppe landete gerade noch bei den ersten
Tropfen - welch ein Timing! Der Regen setzte schlagartig
ein, es pladderte regelrecht vom Himmel. Kein minutenlanges
Getröpfel als Vorwarnung, der Himmel hatte gleich
seine Schleusen geöffnet und Petrus hätte beinahe
vergessen, sie wieder zu schließen. Im strömenden
Regen trafen die Winktiere vom Spitzpylon ein. Wie immer
waren sie doppelt gestraft. Sie haben es wirklich nicht
leicht! So abrupt der Regen einsetzte, so abrupt endete
das Intermezzo. Danach ging es mit dem 5. und 6. Lauf
wie gewohnt weiter.
Samstagabend - Vorabend der Entscheidung
Der Samstag wurde mit dem Abschluss von Runde 6 gegen
19Uhr beendet. Was für eine tolle Leistung bei diesen
widrigen Bedingungen! Gegen Wind und Wetter war niemand
gefeit, aber dennoch konnten 6 komplette Runden absolviert
werden. David Dzida und Markus Wanner lagen im Kampf um
den 3. Platz zur Deutschen Meisterschaft und möglichen
WM-Qualifikation (York/GB 2004) zu diesem Zeitpunkt fast
gleichauf. Die Frage, ob David Dzida mit tschechischer
Staatsangehörigkeit für Deutschland auf der
WM 2004 hätte starten dürfen, führte zu
einigen Telefonaten am Abend. Am Sonntag stand die Siegerehrung
und die Nominierung des A-Kaders auf der Tagesordnung
und deswegen war hier Klärungsbedarf. Nichts wäre
für alle Beteiligten unangenehmer gewesen, als eine
"vorläufige" Siegerehrung. Am Ende aber
gab Adolf Middeldorf von der DAeC Modellflugkommission
nach Prüfung der FAI-Dokumente grünes Licht:
Wer mindestens 3 Jahre lang die nationale Qualifikation
eines Landes mitfliegt, ist für dieses Land startberechtigt.
Damit dürfte David für Deutschland antreten,
wenn er Platz 3 erreicht und nun hing alles vom Ergebnis
am Sonntag ab, ob sich David oder Markus den letzten verfügbaren
Platz im deutschen WM-Team sichern würde. Die Reise
nach Jerusalem konnte beginnen…
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